Wir alle wundern uns immer, wo das letzte Jahr geblieben ist, wenn wir plötzlich Sekt und Wunderkerzen in den Händen halten und auf die nächsten 365 Tage anstoßen oder – wie gestern – sogar auf ein neues Jahrzehnt. Die 20er sind angebrochen! Diesmal bin ich beim Wundern allerdings außen vor, denn kein Jahr hat sich für mich so sehr wie Kaugummi angefühlt wie 2019.
Das hat natürlich seine Gründe. 2019 war das von mir betitelte Jahr meines schriftstellerischen Neuanfangs. Zwar habe ich zuvor auch schon fleißig an meinem geheimen „L-Projekt“ gearbeitet, doch 2019 bin ich erst wieder an die Außenwelt getreten. Das hatte damit zu tun, dass ich 2018 diese zwei Kurzgeschichten-Ausschreibungen entdeckt hatte, dann unbedingt etwas dazu schreiben wollte und die Herausgeber tatsächlich beide Geschichten zur Veröffentlichung ausgewählt haben. Damit wurde mir die Entscheidung im Grunde abgenommen, wann ich einen Facebook-Account erstelle. Wenig später folgte auch der Auftritt bei Instagram (@klarahellauthor).
Früher fand ich das Schreiben von Kurzgeschichten für Anthologien extrem doof: „Jemand gibt dir vor, was du schreiben sollst? Wie dämlich ist das denn!“
Da wurde mein Blickwinkel in der Zwischenzeit etwas zurechtgerückt. Heute macht es mir mordsmäßig Spaß, mir etwas zu einem Thema zu überlegen, an das ich mich von mir aus niemals drangesetzt hätte. Zwar musste ich 2019 eine kleine Niederlage einstecken, weil Kurzgeschichte Nr. 3, Schlag ein!, abgelehnt wurde, doch habe ich schon Pläne, worin ihr neues Schicksal bestehen wird. Ich hoffe, bis zum Wochenende damit fertig zu werden.
Kurzgeschichte Nr. 4 ist ebenfalls geschrieben und ich meine, es ist bisher die Beste, die ich je zu Papier gebracht habe. Ob Thomas Finn ähnlich begeistert ist, der als Herausgeber der angedachten Anthologie fungiert, werden wir demnächst sehen.
Apropos Thomas Finn – 2019 habe ich einen Antrag auf Aufnahme in das Phantasik-Autoren-Netzwerk e.V. (PAN) gestellt (Thomas Finn ist ebenfalls Mitglied, wie mir später aufgefallen ist). Ab 2020 bin ich offiziell Nachwuchsmitglied! Ich bin wahnsinnig gespannt, wie die Vereinsarbeit mit einer Horde Autoren aussieht. Mit Sportlern habe ich bereits Erfahrung, aber ich denke, dass die Zusammenarbeit mit Fantasy-Autoren noch bunter und lustiger sein wird.
Wieso ich auf das Netzwerk aufmerksam geworden bin, liegt daran, dass ich im Oktober die Frankfurter Buchmesse und die BuCon in Dreieich besucht habe. Ich habe mit dem Autorinnen Veronika Serwotka/Carver und Janika Hoffmann ein nettes Gespräch geführt und da ist der Funke auf mich übergesprungen, zukünftig zu den amtlichen Verfechtern der Fantasy-Literatur gehören zu wollen.
Kommen wir zu einem Aspekt, der mich seit Mitte 2019 in Ausgangsstellung verharren lässt, jeder Muskel zum Zerreißen gespannt, weil ich jede Sekunde auf das Startsignal warte, loszusprinten. Ja, ich habe mich an die Agentursuche herangewagt und die erfordert bekanntermaßen sehr viel Geduld.
1943 sagte Pauline Joyce Meyer: „Geduld ist nicht einfach die Fähigkeit zu warten – es kommt auch darauf an, wie wir uns benehmen, während wir warten.“ Damit hat sie mir endgültig die Illusion genommen, ein geduldiger Mensch zu sein. Mein Mann ermahnt mich ständig, dass Gras nicht schneller wachse, wenn man daran ziehe. Und scheinbar ziehe ich so oft am Gras, dass sich sogar mein Silvester-Glückskeks berufen fühlte, mir für 2020 folgenden Rat mit auf meinen Weg zu geben: „Geduldig bleiben. Sie setzen Ihre Pläne durch.“ Mein Mann und mein Lieblingsprobeleser GT haben schallend gelacht, als ich diesen Spruch vorlesen musste. Ich wäre sehr froh, wenn der Keks Recht behält. Also das mit den Plänen.
Keine Ahnung, ob es wieder ein Zeichen von Ungeduld oder von Umtriebigkeit ist, aber ich habe mich zum Ende des Jahres noch zwei Herausforderungen gestellt:
Im November ist ja bekanntlich der NaNoWriMo, in dem sich Autoren auf der ganzen Welt die Zähne daran ausbeißen, mal eben 50.000 Wörter runterzuschreiben. Anlässlich dieses Events hat Impress, das digitale Imprint des Carlsen Verlags für romantische Young-Adult Romane, eine Challenge herausgegeben. In vier Wochen wollten sie einen Romananfang mit 20.000 Wörtern zu den Themen „Verbotene Liebe in winterweißem Setting“ oder „Unverhoffte Begegnung im Zauber der Weihnacht“ und ein Kurzexposé haben. „Challenge done“, meine Lieben. Jetzt heißt es auch hier wieder: „Warten“, bis das Team von Impress aus den 60 Einsendungen ihre Favoriten ausgewählt hat. Zu gewinnen gibt‘s natürlich einen Verlagsvertrag.
Und weil es so schön war, habe ich mich direkt der nächsten Challenge gestellt, diesmal vom Piper Verlag: „Werde Autor bei Piper Wundervoll [...] Drum freuen wir uns auf deine Idee für einen magischen Liebesroman!“ Diesmal knapp sieben Wochen Zeit, ansonsten ein ähnlicher Umfang. Ich bin in den letzten Zügen. GT und die anderen Probeleser lesen schon fleißig.
So ist bei mir das Jahr 2019 zu Ende gegangen. Als Resümee kann ich nichts Anderes behaupten, als dass ich in den ersten zehn Monaten schreibtechnisch nicht viel erreicht habe, aber dass die letzten zwei Monate so viel herausgerissen haben, dass ich mich trotzdem fleißig fühle. Däumchen gedreht habe ich bis Oktober nicht, sondern mich an ein berufliches Examen herangewagt, bei dem jedes Jahr mehr als die Hälfte durchfällt, obwohl der Großteil der Prüflinge sogar aus Akademikern besteht. Ob ich mich hier zur glücklichen Minderheit zählen darf, wird sich vermutlich erst im Zeitraum Mitte Januar bis Mitte April 2020 herausstellen.
Aber eine Sache habe ich in 2019 für mich erkannt: Je mehr Eisen im Feuer sind, Challenges, Kurzgeschichten, Agenturbewerbungen, die neue PAN-Mitgliedschaft und das Examen, desto leichter fällt mir das Warten. Mit nur einem Projekt werde ich verbissen, weil mein Kopf sich immer wieder auf diese eine Sache stürzt, auf die ich keinen Einfluss mehr habe. Bei mehreren Projekten können sich meine Gedanken lockern und zerstreuen. Heute denke ich an dieses, morgen an jenes, spinne ein bisschen quer und am Ende habe ich etwas dazugewonnen, das auf mich sehr anregend und inspirierend wirkt: Vorfreude. Ich erstarre nicht vor Angst, weil ich alles in ein einziges Projekt investiert habe. Ich kann mir denken: „Ach, wenn A nichts wird, habe ich immer noch B. Und, verdammt ja! An C hast du schon gar nicht mehr gedacht.“ Mir wachsen Flügel.
In diesem Sinne: Auf ein ereignisreiches Jahr 2020!
Bildquellen: https://images.squarespace-cdn.com/content/5bf0040a36099b6f90604047/1544492369679-TQV36G5FSUDL7RNCLJOE/PAN_Logo_mit_RGB_Marc_2500.png?format=1500w&content-type=image%2Fpng, https://scontent-dus1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/p960x960/72703327_10220969818624044_3061875326255628288_o.jpg?_nc_cat=101&_nc_ohc=nqdHLki-k9IAQl9snPbMrZHy8ZG1sYcVsAW6P4hpfq_iaNiJZSU9ig6fQ&_nc_ht=scontent-dus1-1.xx&oh=707f04b6643ca7d68dfeccd47377c2a3&oe=5E659CDE (inkl. kleiner Anpassung durch mich), https://scontent-dus1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/76722804_10221254958472362_5501048267959435264_n.jpg?_nc_cat=110&_nc_ohc=HKHqVEyE7FMAQmshzbJwwhK9FegrcmvdIsYe4-ouhOpkAOqUznMjsj2lQ&_nc_ht=scontent-dus1-1.xx&oh=26e6c7d6dd66d5bf42f9996fb033a3b6&oe=5E699E45