Es ist wieder so weit: Ein Schreibwettbewerb wurde nicht gewonnen. Für diejenigen unter Euch, die Zahlen genauso lieben wie Buchstaben: Es gab insgesamt 125 Einsendungen und davon stehen nun 12 Romananfänge auf der Shortlist, deren Verfasser die Chance haben, einen Verlagsvertrag mit dem Piper Verlag zu gewinnen.
Diesmal tut es nicht ganz so weh, weil mir klar war, dass die Hauptfigur meines Wunscherfüller-Projekts - Freddy - mit ihrer Art nicht jedem gefallen wird. Und, hätte Piper nun zeitnah das ganze Manuskript haben wollen, hätte ich meine Arbeiten am Kalte-Herzen-Projekt unterbrechen müssen, was ich ungern getan hätte. Nur für das L-Projekt würde ich sofort alles stehen und liegen lassen, aber das ist ein anderes Thema ...
Mein Mann hat mich schon vor ein paar Wochen gefragt, ob ich es für klug halte, alle Misserfolge mit der Welt zu teilen. Schließlich würde das nicht unbedingt für die Qualität meiner Werke sprechen und möglicherweise abschreckend wirken.
Kann man natürlich so sehen, aber als Autorin bin ich eine Geschichtenerzählerin. Und dies hier ist eben meine Geschichte, keine aufpolierte Aneinanderreihung von Erfolgen und Siegen, sondern ein bunter Mix von Auf und Abs. Die Konsequenz wäre ja, aktuell überhaupt nicht zu berichten, was bei mir passiert, und damit wäre diese Seite frei von jeglichem Mehrwert. Rückschläge gehören dazu. Ich denke, dass es spannender ist, nicht erst in meinen Memoiren zu berichten, wie viele Nägel ich wie Stephen King mit Absagen vollpinnen musste, bevor ich ansatzweise den Fuß in der Tür hatte. So kann ich, aber so könnt auch Ihr, die Ihr vielleicht in einer ähnlichen Lage steckt, schrittweise rekapitulieren, welche Aktionen gefruchtet haben und welche nicht. Denn auch unabhängig von den Fähigkeiten eines Schriftstellers bleibt es verdammt schwierig, in der Buchbranche anzukommen.
Es erinnert mich an das Umherirren in einem Labyrinth, bei dem Euch die Augen verbunden werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr mehr als einmal gegen eine Wand lauft und Euch eine blutige Nase holt, ist hoch. Es ist ein Kampf, trotz der Widrigkeiten hinauszufinden.
Und jeder Schriftsteller macht im Normalfall diese Erfahrungen. Es gibt eben nur diejenigen, die darüber sprechen, und diejenigen, die Stillschweigen bewahren. Ich habe mich entschieden, zur ersten Sorte zu gehören.
Wieso also nicht über Misserfolge berichten?