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Juni 2021 - Das Resümee der Social-Media-Ferien

Das Experiment:

30 Tage ohne Social Media.

30 Tage ohne Input der „Book Bubble“.

30 Tage ohne eigene Posts.

Aber 30 Tage alle Hände voll zu tun.

 

Das Ergebnis:

0 Tage Entzugserscheinungen.

0 Tage Unzufriedenheit.

30 Tage mentale Stärke, selbst wenn’s aus anderen Gründen anstrengend wurde.

 

Was soll man dazu sagen? Das Ergebnis ist eindeutig. Die letzten Wochen haben bewiesen, dass ich mehr ich selbst bin, wenn ich nicht stundenlang auf den kleinen Bildschirm mit den bunten Apps starre. Auch meine Aufmerksamkeitsspanne hat sich erholt und ist wieder im Normalbereich angekommen. Deswegen bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mir selbst Grenzen zu setzen. Solange keine Notwendigkeit zur regelmäßigen Aktivität aufgrund von Romanveröffentlichungen besteht, für die sich dieses notwendige Übel lohnen würde, werde ich mir feste und überschaubare Zeiten in der Woche einräumen. Eine Stunde pro Woche, um genau zu sein. Mehr Energie werde ich vorerst nicht mehr in die SM stecken. Auch die Apps bleiben vom Handy und Tablet gelöscht. Das einzige Tor in diese digitale Welt, die leider auch zum Teil ein Kuriositätenkabinett aus Perfektion und vorgegaukeltem Erfolg ist, bleibt damit allein der Browser auf dem Laptop. Instagram und Facebook bekommen somit keine Chance mehr, unablässig in meinen Alltag einzudringen, indem sie mit Benachrichtigungen auf sich aufmerksam machen. Ab sofort ist es allein meine bewusste Entscheidung, sich mit ihnen zu befassen, und auch das aktiv ohne weitere Nebenbeschäftigung.

Die neuen Zeitressourcen, die dabei entstehen, habe ich im Juni in die letzten Anpassungen am Kalte-Herzen-Projekt, in Bastelstunden am Willa-Projekt und in Dinge investiert, die ich bisher gedanklich auf ein dubioses „Später“ vertagt hatte.

An dieser Stelle lasse ich auch die Bombe platzen, die ich im letzten Monatsbericht angekündigt hatte. Das nächste Projekt, an das ich mich nach dem Sprecherkurs heranwagen will, ist nämlich ... *Trommelwirbel* ... ein Zweitstudium an der Fernuni Hagen!

Bitte was?!

Ja, ich habe mich vorerst als Gasthörerin für ein geschichtswissenschaftliches Modul eingeschrieben, um auszutesten, ob mir das Spaß macht und meinen fortwährenden Wissensdurst stillen kann. Wenn’s gut läuft, werde ich mich zum Sommersemester 2022 dann offiziell einschreiben. Ob zum Bachelor oder zum Master steht noch nicht ganz fest, da ich dank meiner Vorbildung beides machen könnte (Bachelor Kulturwissenschaften oder Master in Geschichte Europas). Aktuell tendiere ich eher zum allgemeineren Bachelor, weil er gleich drei wählbare Schwerpunkte hat. Aus Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaften ist hier ein Hauptfach und ein Nebenfach auszuwählen, wobei ich Geschichte als Hauptfach und Philosophie als Nebenfach präferieren würde. Sich als Autorin nicht für die Literaturwissenschaften zu entscheiden, wirkt auf den ersten Blick wahrscheinlich seltsam, aber dies ist dem Umstand geschuldet, dass ich die Literatur für einen Ausfluss der Geschichte halte. Die Lebenswirklichkeit dieser Menschen hat sie angeregt, etwas zu Papier zu bringen, und bei mir ist es nicht anders. Ich schreibe, weil ich den Leuten zeigen will, wie ich die Welt betrachte und was mir wichtig ist. Die Leser zu bespaßen ist ein Teil der Tätigkeit, aber jedes Buch entsteht in einem Kontext und deshalb halte ich es für einen effektiveren Ansatz, die Geschichte zu kennen, statt mich mit der tiefergehenden Analyse von Texten zu beschäftigen.

Dieses Unterfangen dient auch nicht dem Zweck, meinen Marktwert auf irgendeine Weise zu steigern, obwohl ich schon davon ausgehe, dass meine Romane durch diesen anstehenden, gedanklichen Austausch nicht leiden werden. Die ganze Diskussion von Nutzen, Ertrag und Dauer hat hier nichts zu suchen. Dieses Studium beginne ich aus einem einzigen Grund: für mich selbst. Weil auch ich noch reifen und ergründen will, wieso die Welt heute so ist, wie sie ist. Es ist mir ein Bedürfnis, mich vor der Grausamkeit der Vergangenheit zu gruseln, den Kopf über die Menschheit zu schütteln oder auch achtungsvoll zu nicken, wenn mich jemand beeindruckt. So sieht’s aus.

Meine Mutter hat jedenfalls ungläubig gelacht, als ihr von meinen neusten Plänen erzählt habe, und mich mehr belustigt als besorgt einen „Workaholic“ genannt. Vielleicht ist es die Flucht nach vorne, weil der Zustand der Stagnation sich langsam einpendelt und mich frustriert – immer gab es den nächsten Berg, den es zu erklimmen galt, und das war’s jetzt? –, aber dennoch fühlt sich dieser Weg richtig an. Mein Kopf braucht Bewegung und Reibungsfläche, um fortwährend neue Kraft zu schöpfen. Nicht immer ist Nichtstun der richtige Ansatz.

„So klettern sie Stufe für Stufe auf der schlüpfrigen und trügerischen Leiter der Neugier nach oben“ (siehe Dämonologie, James I, Leseliste 2021 Nr. 27). Böser, verführerischer Wissensdrang. Aber dieser Leidenschaft verfalle ich lieber als unnötiger Schwermut wegen den Social Media.

Im Juni hatte ich außerdem das Vergnügen, einen ganzen Haufen Freunde wiederzusehen. Das tat so gut! Kein Kommentar, keine Chatfunktion und auch kein (Video-)Telefonat kann aufwiegen, den anderen in Fleisch und Blut vor sich zu haben. Seine Marotten zu beobachten, seine Mimik, wenn derjenige lacht oder etwas angeregt erzählt, das Gefühl, wenn man zur Begrüßung und zum Abschied umarmen darf (nach beiderseitigem negativen Corona-Test versteht sich). Das alles erscheint banal und ist doch so ungemein wertvoll und wichtig für das persönliche Glück. Körperliche Nähe ist ein Grundbedürfnis, das auch ganz ohne sexuelle Komponente in Hinblick auf Freunde und Familie besteht. Einfach mal drücken, macht glücklich.

Insgesamt war es also ein toller Monat. Ich hoffe sehr, dass es im Juli so weitergeht.

 

Ich wünsche Euch einen sonnigen 7. Monat!